FÖJ-Jahresprojekte

Unsere FÖJler haben in ihrem Einsatzjahr die Aufgabe, ein Jahresprojekt umzusetzen. Hier geben wir einen Einblick in die einzelnen Projekte und welche weiteren Tätigkeiten in ihrem Einsatzjahr anstanden.

Bilderrahmen
2023/2024

Mit drei auf dem Niebüller Parkfriedhof installierten Rahmen möchte Anneke Fischer den Blick der Betrachter lenken und den Fokus auf bestimmte Eindrücke richten.

“In einem freiwilligen ökologischen Jahr wird erwartet, dass man sich ein eigenes Projekt überlegt, organisiert und umsetzt. Mein Projekt sind diese Bilderrahmen.

Auf manchen Bergen oder selten auch in manchen Städten findet man ähnliche Rahmen, verschiedene künstlerische Projekte, die alle eines gemeinsam haben: Sie sollen den Blick des Betrachtenden lenken. Ich habe immer vor diesen Rahmen gestanden und mir vorzustellen versucht, was die Künstler wohl gesehen haben mögen. Während ich mein Projekt geplant und umgesetzt habe, habe ich darüber nachgedacht, ob wohl Menschen anhalten, hindurchsehen und sich genauso viele Gedanken machen werden wie ich. Vielleicht darf ich davon ausgehen, dass Sie nun genau so eine Person sind.”

Was Sie sehen sind Winter-Linden, botanisch Tilia cordata. Neben der Winter-Linde gibt es selbstverständlich auch eine Sommer-Linde, die Tilia platyphyllos. Der Unterschied zwischen diesen beiden Lindenarten ist nicht sehr groß, aber fein. So erscheinen die Blühten der Winter-Linde erst ab Ende Juli, etwa zwei Wochen später als die der Sommer-Linde. Wenn Sie feststellen möchten, um welche Linde es sich vor Ihnen handelt, betrachten Sie die Blattunterseite des gefragten Baumes. An den Verzweigungen der Adern finden Sie kleine Haarbüschel. Bei der Winter-Linde sind diese rotbraun, bei der Sommer-Linde dagegen weiß. Außerdem sind die Blätter der Winter-Linde kahl, wohingegen die Sommer-Linde rundum behaarte Blätter trägt. Wenn Sie sich nun die Linden vor Ihnen genauer ansehen und feststellen, dass diese Zeichen gar nicht mal so eindeutig scheinen, dann mag das auch an der Sorte der Linden liegen. Bestimmte Sorten weichen von eindeutigen Merkmalen ab oder man findet augenscheinlich widersprüchliche Hinweise auf die Art des Baumes. Falls Sie nun auch genau im Winter einen Blick auf die blattlose Lindenallee werfen, so ist die Nachprüfung meiner Aussagen natürlich etwas schwierig. Sie könnten sich nun Gedanken um die Standortansprüche der beiden Bäume machen oder um das Wuchsverhalten. Sie könnten aber natürlich auch einfach darauf vertrauen, dass ich die Wahrheit gesagt habe und es sich hierbei tatsächlich um Winter-Linden handelt.

Lassen Sie auch die Optik der Allee auf sich wirken. Alleen sind ein beliebtes Mittel zur Gestaltung von Straßen oder Wegen. Die Bäume ragen symmetrisch zu beiden Seiten auf und schaffen ein stimmiges und geschlossenes Bild, ohne einengend zu wirken.

Eine Allee hat immer etwas Majestätisches, finden Sie nicht auch?

Viele Menschen denken beim Wort “Friedhof” an einen düsteren Ort mit grauen Grabsteinen und schwarzen Krähen. Aber ein Friedhof kann so viel mehr sein als das. Bei unserem Parkfriedhof hier in Niebüll geht es neben Ruhestätten und geschaffenem Platz zum Gedenken an Verstorbene auch darum, einen Ort zum Aufenthalt und Spazieren zu schaffen. Projekte wie beispielsweise der Faltergarten (s. unten), Beschilderungen zu blühenden Narzissensorten und Blickfänge wie das Insektenhotel oder die Bienenwiese sorgen für ein vielfältiges und nachhaltiges Angebot für Mensch und Natur.

Fällt Ihnen auf, wie sich die Szenerie durch die großen Rhododendren und die zusätzliche Gerade der Birke rechts nach hinten zu öffnen scheint? Es ist faszinierend, was ein kleiner Augenblick des aktiven Wahrnehmens verändern kann. Ein Blick durch diesen Rahmen lohnt sich übrigens vor allem, wenn die Rhododendren blühen!

Eichen gelten als Symbol für viele Eigenschaften. Kraft, Stärke und Ewigkeit sind nur einige davon. Vor sich sehen Sie die Eiche aus den umliegenden Bäumen aufragen, standhaft und alt. Eben weil Eichen so alt werden verband man sie früher mit der Ewigkeit und der natürlichen Weisheit des Alten. Vor allem aber sind Eichen auch sehr nutzreiche Bäume. Früher galt ein Eichenwald sogar als Nährwald, weil er alles enthielt, was die Menschen und Tiere zum Leben benötigten. Aber auch religiös besaßen Eichen große Bedeutung, in manchen Kulturen und Religionen wurden sie sogar angebetet oder auf das Fällen oder Beschädigen des Baumes stand die Todesstrafe.

Ein interessanter Eindruck entsteht, wenn man betrachtet, wie die Eiche, stark und kraftvoll, rechts und links von zwei Koniferen gestützt wird und wie sie hinter all den Gräbern aufragt, die eine Ruhestätte und einen Ort des Gedenkens darstellen. Dieses Bild wirkt auf eine ruhige und stille Weise, finden Sie nicht?


Kita-Tage
2022/2023

Carolin Röder hat während Ihrer Zeit bei uns zwei jährliche Events ins Leben gerufen, den “Tag der Allee” sowie das “Krokusfest”. Beide werden von den nachfolgenden FÖJlern fortgeführt.

Friedhof als lebendiger Veranstaltungsort

Friedhöfe sind auch für die Lebenden da und sollten nicht nur ein Ort der Trauer sein. So gab es schon öfter die eine oder andere Veranstaltung auf einem unserer Friedhöfe. Carolin Röder hat mit dem “Tag der Allee” im Oktober und dem “Krokusfest” im März zwei weitere ins Leben gerufen. Dazu wurden jeweils Kindergärten eingeladen, auf den Friedhof zu kommen. An mehreren Stationen lernten sie viel über Pflanzen, Samen und weiteres der Natur. Im Oktober durften sie zudem Krokuszwiebeln in der Erde vergraben und im März sehen, wie die Krokusse ihre Köpfe aus der Erde strecken. Mit vor Ort der Imker Bruno Schönlein, der auf unserem Friedhof Bienenbeuten aufgestellt hat, sowie die Naturpädagogin und Mitarbeiterin des Kirchenkreises, Birgit Breder, die an den Stationen unterstützte und selbst noch eigene Ideen für die Kleinen einbrachte. Diese Tage gelangen so gut, dass sie auch von den nachfolgenden FÖJlern fortgeführt werden.
Carolin organsierte während ihrer Zeit bei uns auch einen Baumschnittkurz für die FÖJler ihres Jahrgangs, engagierte sich bei der Öffentlichkeitsarbeit und war bei Wind und Wetter in ganz Nordfriesland auf unseren Friedhöfen oder für Seminare unterwegs. Außerdem knipste sie über das gesamte Jahr viele schöne Fotos, aus denen wir einen Wandkalender gestalten konnten.


Heilkräuterpfad
2021/2022

Ann-Kathrin Arnold hat einen beschilderten Heilkräuterpfad nach Hildegard von Bingen entstehen lassen. Entlang einer Zieräpfelallee auf dem Niebüller Parkfriedhof können ca. 30 verschiedene Pflanzenarten wie Kamille, Galant oder Ringelblume aus der von Hildegard von Bingen beschriebenen Physika kennengelernt werden.

Wer war Hildegard von Bingen?

Sie ist 1098 geboren und am 17.09.1179 gestorben und ist mit ihren 81 Jahren für die damalige Zeit nicht nur sehr alt geworden, sondern forschte über den menschlichen Körper und die Natur. Sie lebte sehr verbunden mit Gott und erhielt Visionen, die sie in Bücher niederschrieb und auf mehreren Reisen verbreitete.
Der Heilkräuterlehrpfad wurde von unserer FÖJ-lerin Ann-Kathrin Arnold entworfen und umgesetzt. Die Idee dahinter war es, ein Stück ihrer Heimat nach Nordfriesland zu bringen, aber vor allem altes Wissen wieder zu festigen und ein Vorbild für den eigenen Garten zu schaffen. “Das Thema Heilung passt sehr gut zu einem Friedhof, da auch die Trauer eine Form davon ist.”, findet Ann-Kathrin Arnold. Unterstützt wurde ihr Projekt von zwei lokalen Vereinen, Niebüller helfen Niebüllern und dem Verschönerungsverein Niebüll.
In ihrem FÖJ-Jahr war Ann-Kathrin zudem viel auf dem Instagram-Account des Friedhofswerks aktiv, hat das Baumkataster erweitert sowie digitalisiert, das FÖJ-Herarium fortgeführt, Schautafeln entworfen und Zeitungsartikel geschrieben. Sie half aber auch u.a. bei Baum- und Schnittarbeiten, der Blumenwiesenpflege, Zwiebelpflanzungen und der Installation mehrerer fischförmiger Beete auf verschiedenen Friedhöfen in Nordfriesland.


Faltergarten
2020/2021

Sarah Göttsch ließ auf dem Parkfriedhof Niebüll einen “Faltergarten” entstehen, eine Oase für Schmetterlinge, aber auch andere Insekten, die sich hier wohl fühlen.

Ein Faltergarten für die Vielfalt

Nachdem Sarah Göttsch bei uns gespendete Bäume eingepflanzt, eine große Menge an – durch den Kreis Nordfriesland geförderten – Blumenzwiebeln gesetzt, im Winter Äpfel für Vögel wie Weihnachtskugeln in Bäume gehängt, Informationsschilder für den Friedhof gestaltet und eine Benjeshecke angelegt hat, wurde die Zeit für ein Jahresprojekt fast schon knapp. Als unsere erste FÖJ-lerin stand sie vor einer großen Herausforderung – zwar waren noch alle Möglichkeiten für sie offen, doch konnte sie sich auch nicht an vorangegangenen Projekten orientieren oder Ideen holen. Sie schaffte es jedoch mit einem Faltergarten eine tolle, bleibende Erinnerung zu schaffen. Schmetterlinge gehören wohl zu den beliebtesten Insektenarten. Sie leben nicht nur seit mindestens 135 Millionen Jahren auf der Erde und in fast allen Lebensräumen, es gibt auch etwa 180.000 Arten. Diese unglaubliche Vielfalt ist jedoch in Gefahr: Die Zahl der Schmetterlinge nimmt in den letzten Jahren stetig ab, etwa 80% der Schmetterlingsarten stehen auf der Roten Liste. Auch viele unserer heimischen Schmetterlingsarten sind vom Aussterben bedroht, die Ursachen dafür sind vielfältig. Der Verlust vieler Lebensräume und wichtiger Ressourcen für Nahrung Fortpflanzung ist einer davon. Im Faltergarten in Niebüll sind daher unter anderem Flockenblumen zu finden, aber auch Polster-Phlox, Grasnelken sowie Lavendel und Thymian.
In ihrem FÖJ-Jahr war dieses Projekt jedoch nicht ihr einziges, Sarah hat u.a. noch Bäume kartiert, Blüten und Blätter für ein Herbarium gepresst, Totholzhecken angelegt, Beete gepflegt und Blumenzwiebeln gesetzt.